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Donnerstag, 24. Februar 2011

Donnerstag, 24. Februar 2011

Sissi und Senso lassen grüßen: Der Karneval in Venedig 2011

Dieses Jahr steht der Karneval im Zeichen des 19. Jahrhunderts

Karneval in Venedig, das bedeutet: Kunstvolle Kostüme in faszinierenden Farben und Formen, mannigfaltige Masken sowie verwegen oder verspielt wirkende Verkleidungen vor einzigartiger Kulisse. Wenn am Sonntag, den 27. Februar um 12:00 Uhr „Il volo dell’angelo“ („Der Flug des Engels“) stattfindet, dann beginnen die Festivitäten in der Lagunenstadt ganz offiziell.

Wie in jedem Jahr „fliegt“ bzw. „schwebt“ zehn Tage vor Aschermittwoch ein Prominenter beim „Il volo dell’angelo“ an einem Stahlseil gesichert vom Campanile, dem Markusturm, herab über den Markusplatz. Welcher Prominente das sein wird, bleibt traditionell bis zuletzt ein gut gehütetes Geheimnis und, als Gegenstand von Spekulationen vorab, auch ein großes Gesprächsthema. Für den Auserwählten oder die Auserwählte ist es jedenfalls eine große Ehre. Dieses Spektakel ist das erste große Highlight des venezianischen Karnevals, bei dem sich Tausende und Abertausende auf dem Markusplatz tummeln. Spätestens in diesem Moment wird selbst dem unbedarften Beobachter klar, was den Karneval in Venedig so einzigartig macht. Es sind die grandiosen Gewandungen und die typischen, unverwechselbaren Masken, die heute untrennbar mit ihm verbunden sind.

Bewegt man sich vor der einmaligen, historischen Kulisse unter den maskierten Feiernden, so meint man hier und da auch den Atem der Geschichte zu spüren, der bei 900 Jahren Karnevalstradition in Venedig ein ziemlich heißer ist. Dabei ist es weniger das wilde Gebaren der Anfänge des venezianischen Karnevals, sondern das prächtige und opulente Erscheinungsbild, das zu Lebzeiten Casanovas (1725 – 1798) entstanden ist und die modernen Feierlichkeiten prägt. Interessantes und Wissenswertes zur Geschichte der venezianischen Kostüme und des Karnevals selber könnt Ihr in diesem Artikel lesen.

Ottocento – da Senso a Sissi

Dieses Jahr steht der Karneval im Zeichen des 19. Jahrhunderts und des 150-jährigen Jubiläums der Vereinigung Italiens. Das Motto dazu lautet: „OTTOCENTO – da Senso a Sissi, la città delle donne“ (frei übersetzt soviel wie: „Das 19. Jahrhundert – Von Senso bis Sissi, die Stadt der Frauen“). Mit „Sissi“ ist natürlich die legendäre Kaiserin mit „Schönheitstick“ und „Körperkult“ gemeint. Was viele nicht wissen: Die Kaiserin weilte für ihr Leben gern in Venedig, um sich zu erholen. Demgegenüber steht der Begriff „Senso“, der ebenfalls eng mit der Lagunenstadt verbunden ist. „Senso“ (ital. für „Gefühl“ oder „Sinn“) ist ein berühmter Roman des italienischen Schriftstellers, Ingenieurs, Kunstkritikers und Architekten Camillo Boito (1836 – 1914) aus dem Jahre 1882. Die Geschichte wird in Form von Rückblicken erzählt, die aus dem geheimen Tagebuch der Gräfin Livia Serperi stammen, welche an ihrem 39. Geburtstag in Erinnerungen an ihre erste, wahrhaft leidenschaftliche Affäre schwelgt. Das Werk ist Literaturgeschichte und wen es interessiert, der erfährt im folgenden Absatz, worum es bei „Senso“ geht.

Damals, im Jahre 1866 inmitten der Wirren des Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieges mit Österreich, beginnt die verheiratete Gräfin in Venedig eine Affäre mit dem attraktiven, österreichischen Soldaten Franz Mahler (im Original Remigio Ruz). Dieser nutzt die Gräfin jedoch von vorne bis hinten aus und wirft mit ihrem Geld um sich. Der Krieg trennt die Beiden vorübergehend und Livia wird von ihrem Cousin – der auf Seiten der italienischen Nationalisten für die Unabhängigkeit kämpft – beauftragt, Geld für die Untergrundkämpfer aus Venedig zu schmuggeln. Livia verlässt Venedig und trifft sich wieder mit Franz, der von ihr das Geld für die Untergrundkämpfer und sogar ihren Schmuck erbettelt, um die Militärärzte zu bestechen und so dem Kriegsdienst zu entgehen. Er flüchtet ohne einen Abschiedskuss nach Verona und meldet sich erst sehr viel später mit einem Brief, in dem er berichtet, dass er die Ärzte bestechen und so den Kampfhandlungen fernbleiben konnte. Er schreibt, dass er Livia liebt und vermisst, bittet sie aber, ihn nicht aufzusuchen. Livia, von Verlangen getrieben, reist trotzdem nach Verona und findet Franz in dem Haus, das sie bezahlt hat, betrunken in den Armen einer Prostituierten. Rasend und wie von Sinnen zieht es sie hinaus in die Nacht. Ihre Verzweiflung wandelt sich in Rachegelüste. Sie erinnert sich an den letzten Brief von Franz und geht mit diesem zum Stützpunkt der österreichischen Armee. Sie schwärzt Franz beim General an, woraufhin dieser am nächsten Morgen ein Erschießungskommando aussendet, das Franz in Anwesenheit von Livia exekutiert.

Wer es schafft, einen Bogen von „Senso“ zu „Sissi“ zu schlagen, das 19. Jahrhundert in all seiner Pracht lebendig werden zu lassen und die Atmosphäre des Romans, der überspannend von Liebe und Hass, Euphorie und Niedergeschlagenheit, Treue und Verrat erzählt, einzufangen, der kann sich Hoffnung auf eine Auszeichnung machen. Denn diejenigen, denen die Umsetzung dessen am besten gelingt, winkt eine Prämierung bei dem „Finale del Concorso la Maschera piu bella 2011“, dem großen Finale des alljährlichen Kostümwettbewerbs am Sonntag, den 6. März. Aber nicht nur in der Kategorie „Bestes Kostüm im Stil des 19. Jahrhunderts“ wird ein Sieger gekürt, auch das an sich schönste Kostüm wird von einer Experten-Jury gewählt. Die Kostüme, die es dort zu sehen gibt, lassen einem Jahr für Jahr aufs Neue die Kinnlade herunterklappen. Den endgültigen Abschluss bildet „La vogata del silenzio“ („Die stille Regatta“) am 8. März, bei der traditionelle Boote und Gondeln in der Dunkelheit durch die von unzähligen Kerzen beleuchteten Kanäle Venedigs schippern und somit einen „magischen Moment“ zum Ausklang bilden.

Wir wünschen Allen, die dabei sein können, einen unvergesslich schönen

KARNEVAL IN VENEDIG !!!


Karneval in Venedig – Die offizielle Webseite (italienisch und englisch)

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